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Überlieferung mittelalterlicher Kochrezepte

Warum haben wir heute noch so viele mittelalterliche Kochrezepte?

Wenn man heute festhalten will, wie man einen Kuchen bäckt, kann man z. B. ein Video drehen oder Fotos von einzelnen Arbeitsschritten machen oder eine Anleitung schreiben. Aber wie wurde Wissen in einer Zeit vermittelt in der es diese Techniken noch nicht gab? In erster Linie mündlich: Sachkenntnisse und Fähigkeiten wurden über lange Zeit unmittelbar von einem Menschen zum anderen weitergegeben. Der Meister sagt und zeigt sein Können dem Lehrling, der Lehrer unterrichtet den Schüler, der Vater leitet den Sohn an usw. Wenn der Meister stirbt bevor er sein Wissen weitergeben konnte ist die Wissensvermittlung ist unterbrochen und das Wissen unwiederbringlich verloren.

Playmobilfiguren Koch und Mönch ©CC-BY 4.0 Int., Science Ink
©CC-BY 4.0 Int., Science Ink

Mit den Möglichkeiten der Schrift können Kenntnisse konserviert und unabhängig von Person und Zeit weitergegeben werden. Lesen und Schreiben war im Mittelalter die Ausnahme, nicht die Regel. Dinge aufzuschreiben war ein teures und mühseliges Unterfangen und wurde anfangs nur von speziellen Personengruppen für besondere Themen genutzt. Aufgeschrieben wurden hauptsächlich Texte mit religiösen Inhalten, später kamen dann Verwaltungstexte, aber auch Literatur wie Minnedichtung oder Heldenepen hinzu. Diese Dinge galten aus unterschiedlichen Gründen als wichtig genug, um aufgeschrieben zu werden. Das typisch handwerkliche Wissen wurde wie eh und jeh mündlich weitergegeben. Das sollte sich im Laufe der Zeit aber ändern.

Ab Mitte des 14. Jh. wütete die Pest in Europa. Die Seuche kam in den folgenden Jahrhunderten in mehreren Wellen und forderte Tausende Tote, teilweise wurde die Bevölkerung in einzelnen Landstrichen um 60% dezimiert. Mit den Menschen starb auch das Wissen, das diese in ihren Köpfen hatten und das sie eventuell nicht mehr rechtzeitig weitergeben konnten. Dinge aufzuschreiben und damit für die Nachwelt zu erhalten, nahm jetzt eine ganz andere Dimension an. Und so wurde auch vermehrt Fachwissen aufgeschrieben, darunter auch Kochrezepte.

Allerdings darf man sich das nicht wie die uns bekannte, in der Küche benutzen Ratgeberliteratur vorstellen, also wie das typische Kochbuch von heute. Vielmehr waren diese Niederschriften als Gedankenstütze oder Nachschlagewerke gedacht. Zum einen handelt es sich bei den überlieferten Handschriften fast ausschließlich um Sammelhandschriften, d.h. es wurden ganz unterschiedliche Texte zu verschiedenen Themen festgehalten. Zum anderen finden sich in den überlieferten Handschriften keinerlei Gebrauchsspuren, wie etwa Fettflecken oder dergleichen, die darauf hindeuten würden, dass die Manuskripte in der Küche benutzt worden wären. Aufgeschrieben wurde auch weniger das Alltägliche, als vielmehr das Besondere. Die Rezepte, die überliefert sind, zeigen die sogenannte Herrenküche, also das, was in adeligen Haushalten auf den Tisch kam, nicht was die einfache Bevölkerung tagtäglich aß.

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Video

Literatur

Schubert, Ernst. 2006. Essen und Trinken im Mittelalter. Darmstadt: Primus.

Jakobi-Mirwald, Christine. 2004. Das mittelalterliche Buch: Funktion und Ausstattung. Stuttgart: Reclam.

Hilsch, Peter. 2008. Das Mittelalter - die Epoche. Konstanz: UVK.

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